DIE LINKE. Pforzheim/Enzkreis gedenkt der Widerstandskämpferin Orli Wald

29. Juni 2021  Presseerklärungen

Am 1. Juli 1914 wurde eine starke Frau geboren, DIE LINKE Pforzheim / Enzkreis mochte sie gerne vorstellen. Orli Wald, die ihre Kindheit in Trier verbrachte stammt aus einer politisch engagierten Familie. In den 20er Jahren schloss sie sich dem kommunistischen Jugendverband an und engagierte sich seitdem gegen die erstarkenden Nationalsozialisten. Nach der Machtergreifung durch die Nazis wurde sie unter anderem nach Luxemburg geschickt und half dort bei der Verteilung von linken Schriften. 1934 wurde sie von der Gestapo verhaftet, Orli musste jedoch aus Mangel an Beweisen wieder freigelassen werden.

Zwei Jahre später erfolgte die erneute Verhaftung, da ihre Widerstandsgruppe entdeckt wurde. Sie wurde zu 4 Jahren und 6 Monaten Haft verurteilt. Während der Haft sollte sie gebrochen werden. Sie wurde brutal verhört, gefoltert und sollte Genossen als Kronzeugin belasten wogegen sie sich standhaft wehrte. Als sie ihre Haftstrafe verbüßt hatte kam sie jedoch nicht frei sondern wurde im Frauen-KZ-Lager Ravensbrück gefangen gehalten und von dort ins Frauenlager nach Ausschwitz verbracht. Als Lagerälteste wurde sie im Häftlingskrankenhaus beschäftigt wo ihr traumatisierendes wiederfuhr. Sie erlebte Ärzte die Säuglinge mit Giftspritzen ermordeten, sie war Zeugin bei Menschenversuchen und sah die Auswahl von Kranken die zum Tod in der Gaskammer geführt wurden.

Unter Lebensgefahr engagierte sie sich im Lager für den Widerstand. Sie rettete Hungernde durch kleine Essenzuwendungen vor dem nahenden Tod. Eine jüdische Häftlingsärztin half ihr dabei, anderen Gefangenen mit Krankheitsverdacht Ruhezeiten im Krankenhaus zu ermöglichen. Mithäftlinge nannten sie wegen ihrem Einsatz, der viele vor dem Tod bewahrte, „Heldin“ und „Engel von Auschwitz“.

Sie selbst zerbrach in ihrem weiteren Leben an den Schrecken die sie erlebte. Ihr gelang im April 1945 die Flucht aber die Traumata der Haft verfolgt sie ein Leben lang. Musik war für sie unerträglich, sie wurde dadurch immer an die Lagerkapelle erinnert, welche beim Abtransport der Selektierten aus dem Krankenhaus spielte um das Klagen der zum Tode verurteilten auf dem Weg zur Gaskammer übertönen sollte. So schilderte es später ein Historiker der über Orlis Leben forschte.

Die Vergangenheit verfolgte sie zeitlebens. Sie litt unter schweren Depressionen und Angstzuständen, Ausschwitz ließ sie nie mehr los. Sie starb im Alter von 47 Jahren am 1. Januar 1962 an einer zu hohen Dosis Medikamente gegen ihre Krankheit.

DIE LINKE Pforzheim / Enzkreis möchte anlässlich dem Jahrestag ihrer Geburt an diese mutige und selbstlose Frau erinnern. Wir gedenken ihrer mit großem Respekt. Sie zeigt uns, dass Widerstand möglich ist, dass Widerstand gegen Faschisten notwendig ist. Ihr Schicksal mahnt und erinnert uns jedoch auch, wie wichtig eine gute Traumatherapie ist. Ein soziales Thema welches in der politischen Diskussion eher untergeordnet ist. Angesichts der Traumata die Flüchtende vor Kriegen erleben ist hier Handlungsbedarf erforderlich – finanziell und personell. Hierfür setzt sich DIE LINKE ein.

Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg.

 

(Bild gemeinfrei, Autor*in unbekannt)